In einem dramatischen und äußerst spannenden Siebenkampf lag am Ende das 17jährige Mehrkampftalent des TV Bad Kötzting auf Platz eins bei den bayerischen Mehrkampfmeisterschaften in Friedberg bei Augsburg.
Die zwei heißen Tage von Friedberg wird Luisa Fischer so schnell nicht vergessen. Ohne große Ambitionen traten sie und ihr Trainer Alois Brandl die Reise ins Schwäbische an. Eigentlich hatte das Duo nur die Qualinorm (4500 Punkte) für die deutschen Jugendmeisterschaften im August in Ulm im Fokus. Was sich aber dann im Laufe des Wettkampfes entwickelte, war schon bewundernswert. Das ganze Geschehen sei nun der Reihe nach geschildert:
Als erste Disziplin stand eine ihrer besten auf dem Zeitplan, nämlich der Hochsprung. Nach der Einstiegshöhe von 1,51 m übersprang sie alle weiteren Höhen bis 1,60 m im ersten Versuch. Als nächste Höhe lag die Latte bei 1,63 m. Hier scheiterten dann bis auf drei Mehrkämpferinnen alle anderen an dieser Höhe. Fischer übersprang sie im zweiten Versuch sehr sicher. Bei 1,66 m war leider dann auch für sie der Wettkampf zu Ende. Dabei hatte sie aber zwei vielversprechende Versuche, bei denen sie die Latte nur mit den Waden touchierte. So lag sie mit den beiden weiteren Mehrkämpferinnen vorerst einmal auf Rang eins. Diesen musste sie aber schon über die 100 m Hürden abgeben. Sie lief zwar neue Saisonbestzeit, aber diese warf sie trotzdem auf Rang zwei zurück. Nach einem kleineren Hickhack um die zweite Kugelstoßanlage außerhalb des Stadions, die einem Kartoffelacker ähnlich sah, wurde dann dieser Wettbewerb etwas verspätet dann doch noch auf der Anlage im Stadion durchgeführt. Obwohl sie in dieser Disziplin noch einige technische Probleme hat, konnte sie ihre bisherige Bestweite verbessern und ließ die Kugel 11,39 m weit fliegen. Das bedeutete in der Zwischenwertung Rang drei für sie. Den Abschluss des ersten Tages bildete dann der 100 m Sprint, der manchmal eine Hängepartie für die Miltacherin im Dress des TV Bad Kötzting sein kann. Bei starkem Gegenwind und der einer bayerischen Meisterschaft nicht würdigen Bahn blieb die Uhr bei 13,55 Sek für sie stehen. Hier verlor sie noch etwas an Boden auf die vor liegenden Athletinnen. So reichte es für sie in der Vierkampfwertung mit lausigen drei Punkten Rückstand auf Rang drei leider nur zum Blechrang. Die im Vierkampf führende Athletin hatte bereits einen Vorsprung von 187 Punkten auf die Bad Kötztingerin und damit war die Titelvergabe bereits in weite Ferne gerückt.
Nach einer Tropennacht im Hotel machten sich dann Trainer und Athletin schon sehr früh auf ins Stadion. Für 10.10 Uhr war der nächste Wettbewerb, der Speerwurf angesetzt. Eine ganz starke und eine der Lieblingsdisziplinen des TV-Mädels. Jetzt musste sie, wenn sie um die Vergabe der Medaillen noch eingreifen wollte, schon einige Meter weiter werfen als die Konkurrenz. Und tatsächlich gelang ihr gleich im ersten Versuch mit 42,73 m eine neue Bestweite und sie überholte mit diesem Wurf alle vor ihr liegenden Athletinnen und fand sich nach der fünften Disziplin plötzlich wieder auf Rang eins. Nach einer kurzen Pause wurde bereits zum Weitsprung aufgerufen. Und auch hier gelang ihr eine weitere große Überraschung. Mit 5,32 m sprang sie Tagesbestweite und baute ihren Vorsprung auf 100 Punkte vor dem abschließenden 800m Lauf aus. Sie durfte auf ihre stärkste Gegnerin nicht mehr als sieben Sekunden verlieren, um auf Goldkurs zu bleiben. Und es wurde dann tatsächlich ein Kampf bis auf die letzten Meter der zwei Stadionrunden. Fischer musste auch hier wieder Bestzeit laufen, um sich die Goldmedaille und damit den bayerischen Meistertitel zu sichern.
Mit 41 Punkten Vorsprung gewann sie in ihrer Karriere einen weiteren bayerischen Meistertitel dazu. Aber diese Meisterschaft war im Vorfeld von ihr und ihrem Trainer wahrlich nicht eingeplant. Nach zwei Ermüdungsbrüchen in den letzten beiden Jahren und dann noch eine Krankheit, bei der lange Zeit an kein Training zu denken war, ist dieser Erfolg nicht hoch genug einzuschätzen.
Mit drei neuen persönlichen Bestleistungen durfte sie sich noch über eine bayerische Bestleistung und über die Qualifikation für die deutschen Mehr-kampfmeisterschaften im August in Ulm freuen.
Dass ihr der Sieg in Friedberg nicht geschenkt wurde, zeigt die Ergebnisliste der U 18 Mädchen, bei denen sich die ersten fünf alle für die DM qualifiziert haben. Und ein Erfolg im Siebenkampf ist halt die Krone in der Leichtathletik. Hier ist eine Vielseitigkeit gefragt, die sehr viel Trainingsaufwand erfordert und noch mehr Disziplin der Athletin. Darum ist hier der Erfolg umso schöner und mit höchster Anerkennung einzuschätzen!