Mit sehr gemischten Gefühlen fuhr am Wochenende die 15jährige Athletin Alicia Inhofer zu den deutschen Schülermeisterschaften nach Bochum-Wattenscheid. Das große Hürdentalent des TV Bad Kötzting war seit Anfang Juni durch eine hartnäckige Sehnentzündung für fünf Wochen total außer Gefecht gesetzt. Dann war erstmals leichtes Joggen und Gymnastik angesagt, bevor sie die letzten drei Wochen wieder normal trainieren konnte.
So wussten weder sie noch Trainer Brandl auf was für ein Abenteuer sie sich da einlassen würden. Zehn Wochen keinen Wettkampf und dann gleich der erste Start bei deutschen Meisterschaft. Aber für Alicia war es die letzte Möglichkeit als Schülerin an diesen Wettkämpfen teilzunehmen. Die Qualifikationszeit hatte sie bereits am 3. Juni bei den bayerischen Mehrkampfmeisterschaften gelaufen.
Nach eine langen Anreise am Samstag erledigte sie noch ein kurzes Auftaktprogramm im Lohrheide-Stadion in Wattenscheid. Die vier Vorläufe über die 80m Hürden waren für Sonntag um 11.30 Uhr angesetzt. Der Bad Kötztingerin wurde im zweiten Lauf die Bahn sechs zugeteilt.
Nach einem guten Start und einem optimalen Überlaufen der ersten Hürde setzte sie sich hinter der Favoritin in diesem Lauf an die zweite Position. Dieser unterlief aber an der letzten Hürde ein kleiner Fehler und diesen nützte Inhofer, um an ihr vorbeizugehen und als Siegerin dieses Vorlaufes die Ziellinie zu überqueren. Damit hatte sie schon mal das erste große Ziel mit der Finalteilnahme erreicht. Für das Finale qualifizierten sich nämlich die vier Vorlaufsiegerinnen und noch die weiteren vier Zeitschnellsten, das dann um 13.10 Uhr auf dem Zeitplan stand. Nach einer kurzen Ess- und Trinkpause ging es dann gleich wieder auf den Aufwärmplatz, um sich nochmals optimal für dieses Rennen vorzubereiten. Trainer Alois Brandl motivierte sie mit dem Hinweis, dass sie nichts zu verlieren hat und sie die Sache ganz locker angehen soll. Aber das sagt sich so leicht. Wenn du neben den weiteren sieben schnellsten Hürdenläuferinnen aus ganz Deutschland im Startblock kniest, dann gehen dir viele Gedanken durch den Kopf. Aber Alicia ist eine nervenstarke Athletin und sie lässt sich so schnell nicht aus der Ruhe bringen.
Auch im Endlauf hatte sie wieder einen hervorragenden Start und kam mit den Favoritinnen gleichauf zur ersten Hürden. Leider unterlief ihr dann bei der zweiten ein kleiner Flüchtigkeitsfehler und sie touchierte mit dem Schwungbein die Hürdenlatte, so dass sie kurz aus dem Rhythmus kam. Aber sie fing sich gleich wieder und lief ein Superrennen in diesem Finale. Mit der ausgezeichneten Zeit von 11,70 Sekunden überquerte sie als vierte die Ziellinie – nur eine Zehntelsekunde hinter der Bronzemedaille und zwei Zehntel hinter Platz eins!
Das ist mit der Vorgeschichte zu diesen Meisterschaften ein überragendes Ergebnis für das Hürdentalent des TV. Ohne diese Verletzung hätte sie bei der Vergabe um die Medaillen ein ganz gewichtiges Wort mitgesprochen. Mit ihrer Bestzeit vom letzten Jahr wäre es die Silbermedaille geworden.
Aber auch so waren sie und Trainer Brandl mit dem Resultat sehr zufrieden. Sie weiß jetzt, dass sie unter den besten Hürdenläuferinnen Deutschlands in der Schülerklasse ganz vorne dabei ist. Das macht Mut für die nächsten Rennen und für das kommende Jahr in der Alterklasse U 18.
Bilder: Start im Finale über 80 m Hürden, in der Mitte Alicia Inhofer
Eine glückliche Alicia Inhofer mit ihrer Urkunde für den vierten Platz bei der deutschen Meisterschaft